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NEWS-Blog
Digitaler Patientennutzen entlang der kompletten Versorgungskette
Von vor der Aufnahme bis nach der Entlassung – digitale Lösungen können die medizinische Versorgung an vielen Stellen besser, sicherer, komfortabler und effizienter machen, sagt Gerrit Schick, Head of Health Informatics DACH bei der Philips GmbH. Voraussetzung für eine digitale „Patient Journey“ ist ein offenes Ökosystem, das medizinische Informationssysteme aller Couleur mit Patientenanwendungen unter konsequentem Einsatz internationaler Standards verknüpft und Daten für patientenrelevante Auswertungen zugänglich macht.
Das Unternehmen Philips ist in diesem Jahr erstmals Goldpartner bei der DMEA. Welchen Stellenwert hat die Gesundheits-IT bei Ihrem Unternehmen?
Als ein Unternehmen, das mit dem Klinikinformationssystem (KIS) Tasy neu in den Markt gekommen ist, werden wir einerseits als Newcomer wahrgenommen. Andererseits sind wir über unsere spezialisierten Lösungen für einzelne Fachbereiche wie die Radiologie, Kardiologie und Intensivmedizin seit Langem tief in der Health-IT verwurzelt. Dass wir jetzt DMEA-Goldpartner sind, illustriert, dass sich die Health-IT bei Philips weiter emanzipiert. Wir verfügen über ein breites Portfolio an IT-Lösungen für das gesamte Krankenhaus. Das ist kein Anhängsel der Medizinproduktesparte, sondern ein generisches Geschäftsfeld, das sowohl organisch als auch durch Zukäufe wächst.
Was unterscheidet Philips von anderen Health-IT-Akteuren?
Schon weil wir sehr breit aufgestellt sind, haben wir kein Interesse an geschlossenen Szenarien. Wir haben eine Philosophie der Offenheit und sehen Spezialsysteme und Plattformen bis hin zum KIS als Teil eines Ökosystems. Eng damit verknüpft ist ein klares Bekenntnis zu syntaktischer und semantischer Interoperabilität. Wir wollen keine Speziallocken für Deutschland, sondern folgen internationalen Standards, möglichst ohne Anpassungen, denn jede Anpassung ist ein Abweichen vom Standard. Unser klares Bekenntnis zu Standards illustriert unsere Interoperabilitätsplattform Philips HealthSuite Interoperability Platform, die eine komplett IHE-/FHIR-basierte Kommunikation innerhalb des Krankenhauses und aus dem Krankenhaus heraus realisieren kann.
Bis hin in die elektronische Patientenakte (ePA) der Versicherten?
Am Ende bis hin zur Befüllung der ePA, ja. Viele traditionelle KIS-Hersteller streben ja an, die Anbindung an die Telematikinfrastruktur aus dem KIS heraus umzusetzen. Wir halten das nicht für zielführend. Zwar ist das KIS in der Regel das führende System. Aber wenn künftig neben typischen Dokumenten wie Arztbriefen auch Daten über die TI geschickt werden, die zwangsläufig oft aus spezialisierten Systemen kommen werden, dann stößt die TI-Anbindung per KIS oder auch per Digitalarchiv schnell an Grenzen. Unser Ansatz ist daher, die TI-Anbindung per Interoperabilitätsplattform umzusetzen. Das wird dem Gedanken eines interoperablen Ökosystems gerechter. Es ist auch zukunftsfester, weil das Krankenhaus flexibler bleibt.
Was werden Sie bei der DMEA in den Mittelpunkt stellen?
Die Philips HealthSuite Interoperability Platform haben wir auf jeden Fall im Gepäck, und Interoperabilität ist eines unserer wichtigsten Kommunikationsthemen. Darüber hinaus liegt der DMEA-Fokus auf Anwendungen, die im Kontext Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) relevant sind. Vor allem wollen wir anhand einer kompletten „Patient Journey“ zeigen, wie Patientinnen und Patienten zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihrer Versorgung von digitalen Lösungen profitieren. Das ist auch das Konzept unserer halbstündigen Solutions Hub Session im Rahmen des DMEA-Kongressprogramms am 8. Juni 2021 von 11:30 – 12:00 Uhr. Einen Schwerpunkt bildet dabei Philips Engage. Diese Lösung bietet zum einen ein Patientenportal und erfüllt damit den Fördertatbestand 2 des KHZG. Sie ist aber mehr als das, nämlich eine patientenzentrierte Kommunikationsplattform, mit der nicht nur Daten hin- und hergeschoben werden, sondern mit der wir „echte“ Medizin anbieten können: Denn wir nutzen diese Technologie auch für unsere telemedizinischen Anwendungen von COPD über Herzinsuffizienz bis PAVK, was dann den KHZG Fördertatbestand 9 abdeckt. Entsprechend ist die Engage Plattform als Medizinprodukt zertifiziert, das unterscheidet uns von vielen anderen.
Wo profitieren Patientinnen und Patienten jenseits von Telemedizin und Patientenportal von digitalen Lösungen?
Überall. Zwei Beispiele noch. Wir bieten passend zu KHZG Fördertatbestand 1 eine neue Konfiguration der PerformanceFlow Lösung für die Notaufnahme an, die auf Basis von Technologien wie z. B. Infrarot, RFID oder W-Lan die Ortung von Patientinnen und Patienten und mobilen Ressourcen wie Ultraschallgeräte zulässt und über eine Anbindung an weitere Softwaresysteme im Krankenhaus deren prozessuale Überwachung ermöglicht. Das klingt erstmal patientenfern, aber es beschleunigt die Notfallversorgung mittels automatisierter Entscheidungshilfen in Echtzeit und ist damit von großem Patientennutzen. Erwähnen würde ich auch noch digitale Warnalgorithmen, die eine Form der Entscheidungsunterstützung sind und damit Fördertatbestand 4 erfüllen. Sie informieren das Personal, wenn sich Vitalwerte verschlechtern oder bestimmte Konstellationen aus Labor-, Vital- und Gerätedaten ändern. Das gibt es im Rahmen unseres PDMS IntelliSpace Critical Care für die Intensivstation. Wir haben mit unserer Lösung Guardian aber auch ein System für die Normalstation. Sie hilft, frühzeitig automatisiert Verschlechterungen zu erkennen. Beispielweise bei Infektionen, eher das Vollbild einer Sepsis auftritt, oder bei Atem- und Kreislaufstörungen. Die frühere Identifikation von Risikopatientinnen und -patienten und die frühere Therapie entlastet nicht nur das Personal, sondern führt zu einer messbaren Verbesserung des Behandlungsergebnisses. Diese ist z. B. an einer Reduktion der Krankenhaussterblichkeit messbar. So wird Digitalisierung zu einem echten Boost für die Patientensicherheit. Ich bin überzeugt, dass wir künftig sehr viel mehr derartige Anwendungen sehen werden. Digitalisierung ist gelebter Patientenschutz.