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NEWS-Blog
Codieren im Krankenhaus: Context ist King!
Medizinische Software-Lösungen sollen den Anwendern im Alltag helfen. Beim Codieren von Diagnosen und medizinischen Leistungen ist IT-Unterstützung besonders nervenschonend – und es wird vor allem immer komfortabler, wie Joachim Meyer zu Wendischhoff verrät, Leitung Medizin und Produktmanagement bei ID. In Zeiten des Krankenhauszukunftsgesetzes nicht verwunderlich, bildet die elektronische Medikation den zweiten DMEA-Schwerpunkt des Unternehmens. Denn ohne digitale Medikation geht künftig gar nichts mehr.
Die Abrechnung von medizinischen Leistungen durch Codierung gehört zum Krankenhaus-Business. Für die, die es tun müssen, ist diese Tätigkeit aber oft eine ziemliche Spaßbremse. Können Sie helfen?
Können wir. Wir setzen bei der diesjährigen DMEA einen großen Schwerpunkt auf das Clinical Context Coding, bei dem es genau darum geht. Clinical Context Coding bedeutet, dass wir aus medizinischen Texten und Dokumenten Informationen extrahieren und sie codierbar darstellen. Das ist kein ganz neues Thema, aber wir haben dieses Feld zuletzt stark weiterentwickelt und stellen fest, dass das bei den Nutzern, insbesondere auch den Codierfachkräften, sehr gut ankommt. Wir werden das bei der DMEA deswegen ausführlich vorstellen, zum einen im Rahmen von Partner Events, zum anderen im Digitalen Rundgang „Digitale Dokumentation und Archivierung“ am 25. Mai 2021.
Wie genau haben Sie das Clinical Context Coding weiterentwickelt?
Wir machen zum Beispiel neue Teile der Dokumentation zugänglich, insbesondere Medikationsdaten und Labordaten. Außerdem beherrscht unser Clinical Context Coding jetzt auch die OrphaCodes und die Alpha-ID des BfArM, also Codes für Seltene Erkrankungen („Orphan Diseases“) und deren Therapie. Das ist kein Massenthema, aber es wird nicht zuletzt von Universitätskliniken stark nachgefragt. Denn die verfügen mittlerweile fast alle über Zentren für Seltene Erkrankungen. Ein bisschen stolz sind wir auch auf unsere automatische Erkennung neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden (NUB). Das klappt auch bei NUBs, die noch gar keinen Code haben. Da weist die Software dann extra drauf hin, damit die Leistung bei der Abrechnung nicht unter den Tisch fällt.
Ein Kritikpunkt an Codier-Algorithmen ist ja, dass sie nicht flexibel für unterschiedliche klinische Kontexte seien. Gibt es da auch Fortschritte?
Ja. Ein wichtiger Punkt ist, dass wir die Codier-Algorithmen stärker dokumentensensitiv gemacht haben. Für ein optimales Codierungs-Ergebnis muss in einem OP-Bericht anders gesucht werden als zum Beispiel in einem Arztbrief, das ist jetzt gewährleistet. Zusätzlich haben wir einen Regel-Editor eingebaut, mit dem sich die Krankenhäuser hausspezifische Regeln individuell anlegen können, die dann vor Ort sofort wirksam sind, nicht erst wenn sie mit einem Update offiziell eingepflegt werden. Das betrifft unter anderem Eigennamen, die sehr typisch für bestimmte Prozeduren sind und bei denen dann sofort der OPS-Code angeboten wird, wenn sie auftauchen. Auch negative Regeln sind möglich: Wenn in Arztbriefen zum Beispiel der Begriff Diabetes-Ambulanz auftaucht, kann dem System beigebracht werden, diesen Ausdruck zu ignorieren. Das schafft einiges an Flexibilität.
Neben dem Codieren ist die elektronische Medikation ein zweites Steckenpferd von ID. Dank Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) dürfte das eines der Trend-Themen der DMEA werden, oder?
Die Nachfrage nach unserer Medikationssoftware ID MEDICS® ist aktuell enorm, und ja, der Grund ist das KHZG. Dass wir das auch bei der DMEA 2021 thematisieren, ist klar. Wir werden ein Partner-Event haben, und unsere eMedikation ist Bestandteil beim Digitalen Rundgang „Qualitäts- und Wissensmanagement“ am 25. Mai 2021. Bei der eMedikation bieten wir ja schon länger die gesamte Closed-Loop-Palette an, von der Medikationsanamnese bis zur Steuerung von Unit-Dose-Automaten. Derzeit steigen die Anforderungen an die eMedikation aber noch einmal spürbar.
Welche Anforderungen kommen hinzu?
Zum einen muss neben dem digitalen Bundesmedikationsplan jetzt auch das eRezept umgesetzt werden. Das ist im Krankenhausbereich vor allem für die Ambulanzen bzw. Klinik-MVZs relevant. Im stationären Bereich wird die tiefe Integration der eMedikation immer wichtiger. Wir sind deswegen stark mit der Umsetzung von FHIR-Schnittstellen beschäftigt, beispielweise um Daten aus einem PDMS importieren und letztlich dann auch, Stichwort elektronische Patientenakte, exportieren zu können. Abschließend vielleicht noch der Hinweis, dass wir natürlich auch den Terminologieserver ID LOGIK® mit zur digitalen DMEA bringen. Der stand bereits letztes Jahr im Fokus und das Thema Terminologieserver hat durch die Mitgliedschaft Deutschlands bei SNOMED International nochmals deutlich an Relevanz gewonnen. Unser Terminologieserver ist im Rahmen der Medizininformatikinitiative im SMITH-Konsortium rege im Einsatz und beherrscht schon SNOMED CT – auch in Deutsch!