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„Wir sehen der Krankenhausreform gelassen entgegen“
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Matthias Meierhofer, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Meierhofer AG
Die Krankenhaus-IT wird künftig die Sektorengrenzen sprengen, sagt Matthias Meierhofer, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Meierhofer AG. Bei der DMEA 2025 zeigt das Unternehmen die digitale Zukunft der stationären Versorgung – von Einbindung der elektronischen Patientenakte bis hin zu Verbesserung von Dokumentation und Medikation durch KI und Robotik.
Die elektronische Patientenakte ist in aller Munde. Was bringt sie den Krankenhäusern?
Wir sehen die ePA als eine große Chance. Sie erlaubt es medizinischen Einrichtungen, die Versorgung stärker zu gestalten. Das ist ein Mehrwert, gerade auch mit Blick auf die Krankenhausreform. Die Transparenz der medizinischen Versorgung wird erhöht, und das wirkt sich an vielen Stellen positiv aus. Am Ende wird die Einführung vermutlich länger dauern als anfangs geplant. Aber das ändert nichts daran, dass es in Deutschland höchste Zeit für eine ePA ist.
Was zeigen Sie bei der DMEA 2025: Wie werden M-KIS-Nutzer die ePA konkret nutzen?
Bei der Konzeption der ePA wurde vor allem an Arztpraxen gedacht, das macht die Umsetzung in den Multi-User-Umgebungen der Krankenhäuser nicht ganz trivial. Wir zeigen, wie wir die ePA mit unserem M-KIS prozessual flankieren. Da wir mit ausgewählten Kunden die Pilotierungsphase bereits von Anfang an in den Modellregionen mitgestalten, konnten wir bereits Erfahrung mit der Nutzung der ePA 3.0 sammeln.
Die Befugniserteilung für den ePA-Zugriff zum Beispiel erfolgt automatisch bei Aufnahme. Danach können ePA-Dokumente dort, wo benötigt, eingesehen und heruntergeladen werden, und am Ende können stationäre Dokumente auch unkompliziert eingestellt werden. Unser M-KIS wird dabei umfangreich unterstützen – mit Empfehlungen, welche Dokumente standardmäßig in die ePA eingestellt werden sollten, und auch mit Hinweisen, etwa wenn die ePA-Zugriffszeit abläuft und die Versichertenkarte neu gesteckt werden muss.
Sie haben die Krankenhausreform erwähnt. Was bedeutet sie für die Digitalisierung?
Die Krankenhausreform wird ein Treiber der Digitalisierung sein. Krankenhäuser werden insbesondere Lösungen für eine sektoren- und/oder einrichtungsübergreifende Versorgung erwarten. Wir Hersteller müssen darauf eine Antwort haben. Klar ist: Je kleiner die Einrichtung, umso schlanker muss die IT sein, sowohl was Einführungs- als auch was Nutzungskomplexität angeht. Es braucht standardisierte Lösungen, und es braucht die Möglichkeit, die Betriebsverantwortung weitgehend aus der Hand zu geben. Mit unserem erprobten M-KIS Now-Konzept können wir genau das bieten. Man muss aber auch sagen: Was die Details der künftigen Versorgungsprozesse angeht, ist im Moment noch sehr viel sehr unklar, von der Finanzierung gar nicht zu reden. Wir planen mit Asklepios ein Virtual Ward Projekt umzusetzen. Dabei werden Bewohner*innen von Pflegeeinrichtungen nach der Erstversorgung in der Krankenhausnotaufnahme in ihrer gewohnten Umgebung telemedizinisch weiterbehandelt. Mit solchen Szenarien könnten sich einige Prozesse der künftigen Versorgungslandschaft abbilden lassen.
Neben Prozessen ist die Abrechnung das zweite großes Thema der Krankenhausreform. Kliniken werden auch ambulant abrechnen, und gleichzeitig verschwindet mit IS-H eine große stationäre Abrechnung vom Markt. Kann die Meierhofer AG da einspringen?
Können wir. Unsere Lösungen M-KIS Abrechnung und M-KIS Patientenmanagement, mit denen wir IS-H ablösen, zeigen wir bei der DMEA – und zwar produktiv, nicht nur als Powerpoint-Folien. M-KIS Abrechnung ist eine Software-as-a-Service-Lösung, die im Cloud-Modus an vier Kliniken live ist und gerade richtig Fahrt aufnimmt. Der ambulanten Abrechnung sehen wir gelassen entgegen, da wir diese dank unserer MVZ-Lösungen ohnehin im Portfolio haben. Wir bieten für alle Einrichtungen, die Akutversorgung in welcher Form auch immer machen, eine passende Lösung an.
Können Sie auch künstliche Intelligenz?
Wir integrieren KI in unsere Lösungen mit dem Ziel, Klinikmitarbeitende bei organisatorischen und dokumentarischen Tätigkeiten und perspektivisch auch fachlichen Entscheidungen zu unterstützen. Erste Use Cases, wie zum Beispiel für die strukturierte Aufbereitung von Anamneseprotokollen aus Arzt-Patienten-Gesprächen, haben wir bereits umgesetzt. Wir zeigen, wie wir aus einer Aufzeichnung des Gesprächs quasi in Echtzeit nicht nur ein Transkript, sondern auch eine strukturierte Anamnese-Dokumentation erstellen. Das kann deutlich Arbeit sparen, und ermöglicht gleichzeitig ein natürlicheres Arzt-Patienten-Gespräch ohne Bildschirm dazwischen. Auch eine KI-gestützte Überarbeitung von Arztbriefen im Hinblick auf Rechtschreibung, Grammatik und Formulierungen haben wir im Gepäck. Im medizinischen Kontext sind bereits regelbasierte KI-Lösungen im Einsatz, zum Beispiel bei unserer Medikationsanwendung M-Medikation. Diese sind nicht neu, aber auch in Berlin zu sehen.
Stichwort digitale Medikation: Hier ist Meierhofer ein Hauptanbieter. Medikations-Tools waren in deutschen Krankenhäusern lange deutlich unterrepräsentiert. Ändert sich das?
Es ändert sich, aber verglichen mit Ländern wie zum Beispiel der Schweiz gibt es immer noch großen Nachholbedarf. Das gilt schon für die normale elektronische Verordnung und noch viel mehr für Unit-Dose-Systeme. Damit wird die Medikation robotergestützt und patientenindividuell vorbereitet, was insbesondere in größeren Häusern die Arzneimitteltherapie-Sicherheit stark verbessert. Wir stellen das Hamburger Klinik-Cluster von Asklepios derzeit auf unsere M-Medikation mit Unit-Dose-Software um – inklusive Roboteransteuerung. Das zeigen wir in Teilen auch bei der DMEA. Manche wundern sich, dass wir das selbst entwickeln, aber das entspricht unserem Selbstverständnis. Die Medikation ist ein Knackpunkt der stationären Versorgung. Für Unikliniken gehört Unit Dose-Anbindung mittlerweile zum Standard und auch für andere Häuser wird sie immer relevanter. Ich glaube nicht, dass es künftig noch Krankenhäuser mit mehr als tausend Betten geben wird, die ohne Unit-Dose-System auskommen.