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Wie sich der Umgang mit dem Ungewissen managen lässt

Trendforscher Richard van Hooijdonk
Der Zukunftsforscher selbst hat übrigens kein Problem mit Veränderungen: Seinen ersten Chip ließ er sich vor sieben Jahren in die Hand implantieren, weitere folgten. Als Nächstes wünscht er sich einen Hirnchip, denn er ist überzeugt, dass sich mit solchen Implantaten in Zukunft Epilepsie oder Demenz heilen lassen.
Was heute noch nach Utopie klingt, kann sehr schnell Wirklichkeit werden. Als Jen-Hsun Huang, CEO des Chipherstellers Nvidia, im Januar sagte, Quantencomputing werde erst in 20 Jahren verfügbar sein, erntete er sofort Widerspruch, wie Hooijdonk in seiner Keynote erzählte: Erst habe sich Google zu Wort gemeldet und gesagt, es dauere nur ein paar Jahre, dann kam Microsoft mit der Nachricht: Wir haben es schon. Angesichts des Tempos, in dem sich Künstliche Intelligenz entwickle, gehe es im Management nur noch um eines, so Hooijdonk: „Wir brauchen Geld, um das Unbekannte zu managen“. Wer das nicht versteht, ist schnell vom Markt. So wie die einstige US-Videokette Blockbuster mit ihren 2000 Filialen, deren Management bis zuletzt glaubte, Netflix werde keinen Erfolg haben, weil Streaming nicht funktioniere.
Re-Design für Unternehmen
KI werde immer mehr Arbeitsplätze übernehmen, auch im Wissens- und Kreativbereich, kündigte Hooijdonk an: Etwa 20 bis 30 Prozent der heutigen Jobs würden künftig von Maschinen erledigt. Autos bräuchten künftig keinen Fahrer mehr - und damit auch kein Lenkrad. Wie also sehen Gesundheitssysteme und Unternehmen aus, wenn dort mehr Maschinen und weniger Menschen arbeiten?
Im Grunde gehe es darum, Unternehmen neu zu gestalten, sagte Hooijkdonk. Doch Unternehmen seien nicht per se für Fortschritt und Veränderung gemacht. Die meisten hätten ein ganzes Immunsystem gegen Veränderungen aufgebaut. Wer jung, motiviert und voller Ideen komme, scheitere oft an der Trägheit und den Prozessen im Unternehmen - „denn Prozesse zwingen uns, jeden Tag das Gleiche zu tun“.
Skills aus aller Welt und allen Generationen
Mit diesem Mindset wird der Wandel, der von Ambulanzdrohnen bis zum Sicherheitsrisiko durch hochmotivierte Hacker viele Unwägbarkeiten mit sich bringt, aber nicht zu bewältigen sein. „Bei Veränderungen geht es nicht um Technologie, sondern um das Mindset, also die Frage: Hast du den Willen mitzuhalten? „Wir brauchen Leidenschaft für die Zukunft. Außerdem: Neugierde, Bildung und „andere Unternehmen als bisher“ - zum Beispiel international denkende Organisationen, die für ihre Projekte Informationen und Spezialisten aus aller Welt zusammentragen. Wer die nötigen Fähigkeiten nicht selbst mitbringe, könne sie in anderen Regionen finden, in Indien zum Beispiel. Und dafür seien Unternehmen gut beraten, sich einen Ecosystem Manager zuzulegen, der solche Wissenstransfers organisiere.
Unternehmen müssten außerdem selbst viel in die Spezialisierung ihrer Mitarbeiter:innen investieren, empfiehlt Hooijdaonk. Ideen sollten am besten außerhalb des Unternehmensalltags ausprobiert werden, ganze Freitage ohnehin nur für das gezielte Sammeln von Ideen und Informationen zur Verfügung stehen und am besten Alt und Jung zusammenbringen: „Stellen Sie sich vor, was alles passieren könnte, wenn zwei Generationen gemeinsam das Unternehmen leiten würden?“