Seiteninhalt

Zur Übersicht

Vernetzte Systeme statt Insellösungen

Eine Frau steht mit Notizen in der Hand vor einer sitzenden Diskussionsteilnehmerin, umgeben von einem Publikum auf weißen Sitzwürfeln.

Interaktive Diskussion beim bvitg eHealth-Hotseat

Zugleich hält sie es für wichtig, dass Krankenhäuser anschlussfähig bleiben. Sie sieht es als Aufgabe der DKG europäische Anforderungen zu antizipieren und die Krankenhäuser darauf vorzubereiten.

Präzise Fragen, kurze Antworten: So lautete das Konzept des bvitg eHealth-Hotseat, auf dem im Rahmen der DMEA Prof. Dr. Henriette Neumeyer Platz nahm. Sie ist die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und verantwortet den Geschäftsbereich „Krankenhauspersonal und Politik“. bvitg -Geschäftsführerin Melanie Wendling wollte von ihr wissen: Haben die Krankenhäuser die Digitalisierung verschlafen?

In einer einleitenden Keynote räumte Henriette Neumeyer ein, dass sie einerseits eine starke Digitalisierung in den Kliniken sehe, andererseits aber häufig noch Insellösungen existierten. Der Grund dafür sei, dass man sich lange nicht ausreichend darum gekümmert habe, wie man die Krankenhäuser anschlussfähig machen könne.

Als Hoffnungsträger sieht sie die elektronische Patientenakte (ePA). Der aktuelle Testlauf in den Kliniken zeige aber, dass es vielerorts noch an geeigneter Software fehle. Ein höherer Reifegrad sei nötig. Dass die ePA weiter ausgerollt wird, hält Henriette Neumeyer vor allem mit Blick auf den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) für wichtig. Er werde das deutsche Gesundheitswesen in ganz anderer Weise als heute zur Interoperabilität zwingen. Strukturierte Daten seien das Ziel, um sowohl Patientensteuerung als auch die Reorganisation von Prozessen zu erreichen. Aber auch Resilienz und Krisenfestigkeit, zum Beispiel durch Cyber Security, sieht sie als wichtige Themen, die die Krankenhäuser am besten gemeinsam angehen. Dazu sei eine Vernetzung der dezentralen Einrichtungen z.B. über Hubs notwendig.

Nutzer:innen im Zentrum

Vieles hätten die Krankenhäuser bereits erreicht. Nun gelte es, die Prozessorientierung, die Intersektoralität und die Patientenorientierung noch stärker in den Vordergrund zu rücken. Insgesamt beobachte sie eine zunehmende Nutzerzentrierung in den Krankenhäusern. So werde gezielter auf die Bedürfnisse eingegangen und die Menschen stärker mitgenommen.

Mögliche Mittel, die über den Infrastrukturfonds zur Verfügung gestellt werden, könnten zukünftig für den weiteren Ausbau der über das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) finanzierten Basisdigitalisierung genutzt werden. Bleibt eine Anschlussfinanzierung aus, befürchtet Henriette Neumeyer Rückschritte bei der Digitalisierung der Krankenhäuser. Eine Förderung mit Augenmaß sei das Gebot der Stunde. IT-Systeme müssten als neue Infrastrukturkomponente begriffen werden, in denen ein großes Einsparpotenzial liege, etwa durch die Vermeidung von Doppeldiagnostik.