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Nachhaltigkeit in der Gesundheitsbranche
Aus diesem Grund legt auch die DMEA in diesem Jahr im Rahmen von DMEA sparks einen noch größeren Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit.
Tobias Neisecke von der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) ist Projektmanager im Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital und beschäftigt sich dabei mehr und mehr mit der Nachhaltigkeit: „Die Diskussion, wie man nachhaltiger werden kann, hat auch das Gesundheitswesen erfasst. Es hat sich mittlerweile rumgesprochen, dass der Gesundheitsbereich einen wesentlich größeren C02-Fußabdruck hat, als man vielleicht vermutet hätte. Dieser entsteht nicht nur in Kliniken, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen, sondern auch bei der Herstellung, Anlieferung und Entsorgung von Medizinprodukten. Klima- und umweltpolitische Gesetzgebung und Verordnungen betreffen natürlich auch die Gesundheitswirtschaft. Unabhängig davon haben sich in den letzten Jahren aber auch eine Vielzahl von Initiativen, Vereinen und Bewegungen aus dem Gesundheitssystem selbst heraus gegründet. Alle verfolgen das Ziel die Branche nachhaltiger zu gestalten.“
Einweghandschuhe, Mundschutz, in Plastik verpackte OP-Materialien – allein schon wegen der hohen Hygieneauflagen wirkt das Gesundheitswesen auf den ersten Blick nicht wirklich nachhaltig. Was kann in diesem Bereich getan werden, um die Nachhaltigkeit zu verbessern?
„Ein Medizinprodukt muss hygienisch einwandfrei und sicher verpackt sein, keine Frage. Aber trotzdem kann man jede Verpackung auf den Prüfstand stellen. Sind nicht auch eine kleinere Plastiktüte oder dünnere Folie um das Produkt ausreichend? Muss die Umverpackung zwingend bunt und mit bedenklichen Farbstoffen bedruckt sein? Das sind die ‚low hanging fruits‘, wo jeder anfangen kann. Bei der Neuentwicklung von Medizinprodukten sollte Nachhaltigkeit im Produktdesign von Anfang an mitgedacht werden. Langlebigkeit, Recyclingfähigkeit und alternative Materialien für die Verpackung - wie auch das Produkt selber- sind Stellschrauben für nachhaltigere Produkte.“
Kann der Bereich Digital Health zu mehr Nachhaltigkeit beitragen?
„Digital Health kann an vielen Stellen zur Schonung von Ressourcen beitragen. Digital übermittelte, oder in Cloud abrufbare MRT-Bilder können X-tausend gebrannte DVDs ersetzen. Der Einsatz von Telemedizin - zum Beispiel ganz banal in Form einer Videosprechstunde- vermeidet Energieverbrauch für Wege und Transport. Digital Health Anwendungen, die Prävention fördern oder Patienten monitoren, können sich positiv auf den Gesamtverlauf einer Erkrankung auswirken und schwere Krankheitsverläufe oder Folgeerkrankungen vermeiden helfen. Dies kann zu niedrigeren Behandlungskosten führen und somit das Gesundheitssystem entlasten.“
Nachhaltige Methoden, Arbeitsprozesse oder auch Ressourcen sind oft teurer oder zeitaufwendiger – gibt es in der Gesundheitswirtschaft Möglichkeiten nachhaltig zu arbeiten und trotzdem Kosten zu sparen?
„Das mag auf den ersten Blick so erscheinen. Trotzdem ist da aber auch viel Bewegung drin. Zunehmend entstehen Startups mit innovativen Produkten oder Dienstleistungen. Beispielsweise werden mit KI-gestützter Software Prozessoptimierungen aufzeigt, die Ressourcen einsparen helfen. Findige Ideen gibt es genügend! Es muss nur der Mut aufgebracht werden, diese umzusetzen. Oft gibt es ein passendes Förderprogramm, das bei der Finanzierung unterstützen kann. Krankenhauseinkäufer achten zunehmend auf Nachhaltigkeit. Bedingt durch die Krisen der letzten Jahre kommt nun auch verstärkt der Aspekt Resilienz hinzu. Denn wenn Importprodukte nicht mehr sicher verfügbar sind, bzw. nur zu einem wesentlich höheren Preis, entsteht Raum für ein Umdenken. Regionale Produktion und Lieferketten, sowie Pfand- und Wiederaufbereitungssysteme, sind nun (wieder) denkbar und konkurrenzfähig. Während der Pandemie waren viele Massenartikel, wie beispielsweise Einweg-Nierenschalen aus Fernost, quasi nicht verfügbar. Kliniken, die dann noch irgendwo im Lager die alten Edelstahlschalen aufbewahrt hatten, waren klar im Vorteil.“
Sie gehören zur Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) und arbeiten für das Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg – HealthCapital. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Arbeit, wo gibt es Stellschrauben, an denen Sie für mehr Nachhaltigkeit drehen können?
„Wir möchten vermitteln, dass erfolgreiches Wirtschaften, Innovation und Nachhaltigkeit, Umwelt- sowie Klimaschutz zusammengehören. Daher informieren wir beispielsweise zu unterschiedlichen Fördermöglichkeiten. Innovationsförderung für Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen stellt einen wichtigen Faktor dar, um die Transformation der Gesundheitswirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit einzuleiten. Ferner vermitteln wir den Kontakt zu Institutionen und Experten, die individuelle Nachhaltigkeits- und Einsparpotentiale aufspüren helfen. Für uns spielt das Thema eine wichtige Rolle. Wir stehen in den Startlöchern! Aber natürlich ist uns auch bewusst, dass noch ein langer Weg vor uns allen liegt.“
Das Clustermanagement ist ein Projekt der Wirtschaftsförderung Brandenburg, gefördert aus Mitteln des Landes Brandenburg, kofinanziert von der Europäischen Union. Mehr Informationen zum Clustermanagement und der Arbeit von Tobias Neisecke bekommen Sie hier.