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Mehr Sichtbarkeit für Frauen
In der Digitalisierung des Gesundheitswesens und in der Medizin spielen Frauen bisher eine untergeordnete Rolle. Wie sich das ändern kann, diskutierten die Expertinnen auf Einladung des Netzwerks SHE HEALTH auf der DMEA 2024. Eine Kernforderung der Organisatorinnen besteht darin Frauen in Führungspositionen bringen und sie in digitalen Gesundheitsberufen sichtbarer machen.
Dass viele KI-Lösungen keine geschlechterspezifischen Daten berücksichtigen, stellte Inga Bergen, Innovation Facilitator und Produzentin des Podcasts „Visionäre der Gesundheit“, klar. Dabei würde es einen Wettbewerbsvorteil bedeuten, wenn unternehmerische Ideen gendergerecht gedacht werden. Die dafür relevanten Daten müssten aber auch in Leitlinien, Standards und ICD-10-Klassifikationen einziehen, zu denen Nina Haffer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am BIH der Charité, forscht. Sie merkte an, dass beispielsweise die postpartale Depression darin nicht klassifiziert sei.
Abseits der Norm?
Dr. Mina Baumgarten leitet das Ressort Entwicklung Krankenversorgung und Qualität beim Vivantes-Netzwerk für Gesundheit. Sie unterstricht, dass „weiblich“ im Hinblick auf Gesundheitsdaten oft gleichbedeutend sei mit „atypisch“. Trotz guter Evidenz seien viele digitale Lösungen nicht auf alle Geschlechter anwendbar. Diese zu verstehen, bedeute ein gutes Datenverständnis bei den Anwender:innen. Dafür ein Bewusstsein zu schaffen, könne nur durch mehr weibliche Führungskräfte gelingen, ob in Krankenhäusern, Behörden oder in der Forschung. Dafür müsste in den Institutionen aber ein Bewusstsein für lebensphasengerechtes Arbeiten herrschen – auch bei Männern.
Als Direktorin der Core-Unit eHealth und Interoperabilität (CEI) an der Charité Berlin und des Berlin Institute of Health (BIH) beobachtet Prof. Dr. Sylvia Thun unter anderem bei den DiGAs eine zunehmende Sensibilität für genderkonforme Daten. In klinischen Studien und Ausschreibungen hingegen sei noch Luft nach oben. Sie fordert ein stärkeres Bewusstsein für gendergerechte und ganzheitliche Daten. Zudem müsste die Patient Journey neu gedacht und Frauenthemen dabei stärker berücksichtigt werden.