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Mehr Bürokratie durch Digitalisierung?

Ein Mann im Anzug steht auf einer Bühne der DMEA vor einem großen Bildschirm.

Projekte aus der Praxis zeigten, wie die Umstellung auf papierlose Systeme gelingen und einen echten Mehrwert für die Beteiligten bringen kann. Der Wirtschaftsinformatiker Prof. Dr. Jan Appel von der IU University of Applied Sience und Leiter Research & Analytics bei der Borchers & Kollegen Managementberatung widmete sich der Frage, wie der zunehmende Regulierungsdruck mit der Digitalisierung und einer pragmatischen Gesetzesauslegung in Einklang gebracht werden kann. Er plädierte für eine differenzierte Betrachtung von Bürokratie und Digitalisierung. Regulierung sei eine Antwort auf Unsicherheiten, die mit neuen Technologien einhergehen. Davon zu unterscheiden sei die Digitalisierung von Prozessen, die oft durch mangelnde Standardisierung und unklare Zuständigkeiten verlangsamt würden. Mut und Pragmatismus seien gute Begleiter, um regulatorischen Anforderungen zu begegnen. In vielen Anwendungsbeispielen führe die Digitalisierung zu Prozessoptimierungen. Für die Zukunft sieht er die größte Herausforderung in der Interoperabilität der Systeme. Ansonsten werde viel Innovationspotenzial verschenkt.

Vereinfachte Abrechnung

Ein Beispiel aus der Praxis brachten Thorben Kleese und Dr. Dr. Thomas Rosog von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz mit. Gemeinsam haben sie das digitale Abrechnungssystem umgestellt: Statt am Quartalsende alle Leistungsdaten einzureichen, können teilnehmende Praxen ihre Abrechnungsdaten kontinuierlich hochladen und digital prüfen lassen. So steht ihr Honorar sofort fest, Fehler fallen schneller auf und können zeitnah korrigiert werden. Durch die verkürzte Bearbeitung entsteht ein massiver Mehrwert für die Ärzt:innen, die Effizienz wird gesteigert. Ganz wichtig: Die Praxen mussten nichts an ihrer EDV ändern. Der nächste Schritt ist nun die Nutzung einer Cloud.

Aus dem Hilfsmittelbereich stellte Michael Martinet, Bereichsleiter Digitales Lieferantenmanagement bei der DAK Gesundheit, ein Pilotprojekt zum Bürokratieabbau vor. Ein Zusammenschluss von sieben gesetzlichen Krankenkassen hat die Verordnung von Hilfsmitteln in der Orthopädie digitalisiert, ein Projekt, das die Gematik erst in einigen Jahren umsetzen will. Das Gemeinschaftsprojekt liefere ihr dafür eine Blaupause, so Martinet. Die papierlose Abrechnung und Verordnung bringe den Beteiligten einen spürbaren Nutzen, zumal ein in das PVS integrierter Verordnungsassistent und eine digitale Unterschrift mitgedacht worden seien. Die enge Zusammenarbeit mit den Praxen und Hilfsmittelanbietern bei der papierlosen Abrechnung habe zu einer höheren Akzeptanz geführt. Er warb für ein Umdenken und mehr Vertrauen untereinander.