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Impulse aus Bayern für die neue Regierung

Eine Frau im grünen Hosenanzug steht auf einer runden Bühne und spricht vor einem Publikum bei einer Konferenz..

Judith Gerlach

Die CSU-Politikerin und ehemalige bayerische Digitalministerin gab den Kolleg:innen aus dem Bundestag mit auf den Weg: Vergesst die Praxis, vergesst die Menschen und vergesst die Sicherheit nicht.

Judith Gerlach warf ihre vorbereitete Rede kurzerhand über den Haufen. Stattdessen widmete sie ihre Keynote auf der DMEA dem Koalitionsvertrag, genauer gesagt dem Teil, der sich mit dem Gesundheitswesen befasst. Er enthalte wichtige Weichenstellungen für die Zukunft und sei die Grundlage für Veränderungen. Bunt markiert hatte die Juristin alle Passagen, in denen es um die Digitalisierung geht. Man müsse die Praxis mitdenken.

Als bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention hat Judith Gerlach in Pflegeheimen selbst erlebt, wie Vitaldaten vom Papier in den Computer übertragen wurden - wegen fehlender WLAN-Verbindung. Hier müsse man bei den Basics ansetzen und eine flächendeckende Telematikinfrastruktur einführen. Digitale Lösungen müssten sich an den Bedürfnissen der Praxis orientieren. Sie müssten den Menschen wirklich helfen und Lösungen bieten, die zum Beispiel zur Pflege passen. Das beginne mit einer hundertprozentigen WLAN-Abdeckung in Gesundheitseinrichtungen.

Um digitale Lösungen in die Praxis zu bringen, sei Vernetzung wichtig. Leuchtturmprojekte müssten in die Breite getragen werden. Dazu müssten Kompetenzen gebündelt und Menschen vernetzt werden. Aus einem Flächenland kommend, kennt Judith Gerlach den Personalmangel auf dem Land. Hier könnten Videosprechstunden ein Teil der Lösung sein, für die es eine unkomplizierte Honorierung geben müsse. Ein Beispiel aus Bayern für die digitale Steuerung von Patient:innen ist die „virtuelle Kinderklinik“: Das Tool zeigt an, in welchem Krankenhaus ein Platz frei ist, an dem das kranke Kind adäquat behandelt werden kann.

Menschen mitnehmen

Erschreckend findet Judith Gerlach die sinkende Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. Da es immer mehr Menschen schwerfalle, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden, müsse das Primärarztsystem ausgebaut und durch digitale Tools flankiert werden. Die Systeme könnten beispielsweise eine Ersteinschätzung vornehmen. Das würde den Menschen Sicherheit geben. Bei guten Digitalisierungsprojekten wie der ePA müssten die Menschen mitgenommen werden, zum Beispiel durch Broschüren in den Praxen, die über die Vorteile aufklären.

Letztlich ist für Judith Gerlach auch das Thema Sicherheit wichtig. Eine krisensichere Versorgung müsse gewährleistet sein. Deutschland solle sich auf EU-Ebene noch stärker einbringen und Geld für die Sicherheit digitaler Systeme in die Hand nehmen. Denn die Digitalisierung könne nur so gut sein, wie sie sicher sei.