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Ein starker Hebel: Green-IT in Krankenhäusern
Wo liegen die Potenziale, was müssen Politik, Industrie und die Krankenhäuser selbst unternehmen? Das war Thema auf der DMEA sparks.
Ressourcen schonen, Kosten sparen, Klima schützen – Green-IT hat hehre Ziele, und trotzdem steckt sie im Gesundheitswesen häufig noch in den Kinderschuhen. Das Bundesumweltministerium definiert „Green IT“ als „umweltverträgliche Produkte und Dienstleistungen der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sowie die Nutzung von IKT zur Umweltschonung“. Dies umfasse den gesamten Lebensweg von IKT-Produkten sowie deren Auswirkungen auf das Klima oder beispielsweise auch auf den Abbau kritischer Rohstoffe.
Und wie wird dieser Ansatz in deutschen Krankenhäusern genutzt? Noch viel zu wenig, aber immerhin: Die ersten Projekte sind in der Pipeline, so lautet das Fazit der Diskussionsrunde „Green-IT in der deutschen Krankenhauslandschaft – Status quo und Ausblick auf 2030“, zu der das Nachwuchsnetzwerk bvitg_generation_next auf der DMEA sparks eingeladen hatte.
Der Fußabdruck des Datenspeicherns
Nachhaltigkeit spiele in den Krankenhäusern immer noch eine untergeordnete Rolle, sagte Aline Mittag, Konzernleitung Nachhaltigkeit bei den Asklepios Kliniken. „Das ist ein Riesenpotenzial, das nicht ausgeschöpft wird, weil das Bewusstsein dafür noch nicht angekommen ist.“ Zurzeit werde vor allem daran gedacht, dass Digitalisierung Nachhaltigkeit fördern könne, zum Beispiel um Warenkosten zu senken. Der nächste Gedankenschritt fehle aber häufig: „Wie können wir die Digitalisierung selbst nachhaltig gestalten? Denn auch digitale Lösungen haben einen CO2-Fußabdruck. Das Datenspeichern hat Einfluss auf Umwelt und Klima. Das ist ein wichtiger Aspekt: Wie viele Daten brauche ich wirklich in welchem Umfang und was bedeutet das für die Umwelt?“
Eine wichtige Lösung wäre zum Beispiel die Abkehr von On-Premise-Datenspeicherungen – dass also jedes Krankenhaus seine Daten auf der eigenen Hardware speichert und dafür oft sein eigenes Rechenzentrum nutzt. Effizienter seien Cloudlösungen, weil dann mehrere Häuser ein Rechenzentrum nutzen, erklärte Birgit Stabenau, Business Architect Health IT bei der Philips GmbH. Das alleine reiche aber nicht: „Man muss das Denken angeschaltet lassen und effizient mit Ressourcen umgehen, selbst wenn sie grün sind.“ Stichwort Datensparsamkeit: Wenn Daten doppelt und dreifach gespeichert würden, sei auch durch die Cloud nichts gewonnen.
In Kreisläufen denken
Es gehe auch darum, in ein Kreislaufdenken zu kommen, sagte Stefan Krojer, Gründer und CEO von ZUKE Green: Wie kann Digitalisierung zum Beispiel das Abfallmanagement im Krankenhaus steuern, welches Material kann wiederverwendet werden? Für solche Fragen wolle die Plattform Zukunft Krankenhaus-Einkauf (ZUKE) die Schwarmintelligenz der Online-Community nutzen, Nachhaltigkeitsmanager:innen miteinander und mit der Industrie vernetzen. Denn der Einkauf habe große Auswirkungen auf die indirekten CO2-Emissionen von Krankenhäusern, zum Beispiel in der Frage, ob Medizinprodukte recyclingfähig seien.
Es gehe aber nicht nur darum, die Emissionen zu reduzieren, sondern auch darum, sie zu binden, ergänzte Dr. Sven Jansen, Geschäftsführer der Neo Q Quality in Imaging GmbH. So laufe bei der Medizinischen Hochschule Hannover derzeit eine Ausschreibung, bei der „das Thema 360 Grad gedacht“ werde, konkret: wie mit der Wärmeabstrahlung durch IT umgegangen und das emittierte CO2 wieder gebunden werden soll. „Wenn das klappt, haben wir ein Leuchtturm-Projekt.“ Überhaupt wünsche er sich für Deutschland einen Wandel im Mindset, bei dem nicht ständig auf Probleme geschaut werde, sondern auf Lösungen. Statt immer nur über Datenschutz zu reden, sollte lieber der Datennutzen im Vordergrund stehen, forderte Jansen. „Da sind andere Länder schon weiter.“