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Digitalisierung ist mehr als IT

Zukunft der Gesundheitsdigitalisierung nach der Wahl
Wer am ersten Morgen der DMEA noch verschlafen in den Messetag startete, wachte spätestens bei der „Schnellen Runde“ des bvitg auf. Vier Entscheider:innen aus dem Gesundheitswesen und der Politik stellten sich auf der Bühne in Halle 5.2 gegenseitig Fragen rund um das Thema „Gesundheits-IT nach der Wahl: Was kommt, was bleibt?“. Der lebhafte Austausch gab Einblicke in unterschiedliche Perspektiven.
Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, unterstrich, dass der „warme Geldregen“ für das Gesundheitssystem aus dem Infrastrukturpaket nicht nur den Krankenhäusern, sondern auch den niedergelassenen Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen zugutekommen müsse. Die Vertragsärzt:innen gehörten zu der Gruppe, bei der die Digitalisierung bereits vergleichsweise gut funktioniere. Allerdings dürften digitale Lösungen nicht an den Sektorgrenzen Halt machen. Digitale Entlassungspapiere nach einem Klinik- oder Reha-Aufenthalt beispielsweise würden die Weiterbehandlung von Patient:innen erleichtern. Gleichzeitig warnte sie vor einer „digitalisierten Bürokratie“.
Zustimmung erhielt sie für diesen Vorstoß von Sebastian Zilch, Head of Directorate „Digital Health, Digital Health Agency" beim Bundesministerium für Gesundheit. Mit der Digitalstrategie habe der Bund bereits viele Prozesse angestoßen, die nun weiterverfolgt werden müssten. Eine engere Verzahnung mit anderen Programmen wie dem Innovationsfonds könne helfen, um neue Lösungen für das Gesundheitswesen voranzubringen.
Prozesse neu denken
Aus Sicht der Krankenkassen unterstrich Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands bei Die Techniker, dass es nicht ausreiche, analoge Prozesse zu digitalisieren. Vielmehr müsse eine echte Prozesstransformation stattfinden. Krankenkassen könnten auf Basis digitaler Daten das Gesundheitssystem verbessern. Als Beispiel nannte er die Kontaktaufnahme mit Risikopatient:innen, um sie an eine Vorsorgeuntersuchung wie die Koloskopie zu erinnern. Im Mittelpunkt sollte der Gesamtbehandlungsprozess stehen, verbunden mit der Frage: An welcher Stelle kann wer etwas für die Patient:innen tun?
Für ein gemeinsames Zielbild sprach sich auch Matthias Meierhofer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg) aus. Die Branche brauche klare Rahmenbedingungen und eine Gesamtstrategie über die Sektorengrenzen hinweg. Der Versorgungsprozess des Patient:innen müsse von Anfang bis Ende gedacht werden. Denn letztlich sei eine erfolgreiche Digitalisierung mehr als IT. Die Vielzahl an Regularien müsse orchestriert werden. Für den Europäischen Gesundheitsdatenraum fühlten sich die Mitglieder gewappnet. Auch wenn derzeit noch nationale Lösungen vorherrschten, sehe er darin eine große Chance.