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Digitalisierung im Gesundheitswesen: Es fehlt der Masterplan
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Wertschätzung zeigten die Teilnehmenden für die bereits umgesetzten Digitalisierungsprojekte. Der begonnene Weg müsse nun weiter beschritten werden, damit Projekte wie die ePA ihre Wirkung entfalten könnten.
Während die Spitzen von CDU und SPD ihren Koalitionsvertrag vorstellten, trafen sich auf der DMEA Vertreter:innen des Gesundheitswesens, um ihren politischen Forderungen Ausdruck zu verleihen. Doch zuvor blickten sie zurück auf die letzte Legislatur. Dr. Susanne Johna, erste Vorsitzende und Vizepräsidentin des Marburger Bunds, beobachtet einen Aufbruch im Gesundheitswesen. Unter der Ampel hätte sich vieles zum Positiven in Sachen Digitalisierung verändert. Durch die Opt-out-Regelung bei der elektronischen Patientenakte (ePA) habe das Projekt an Fahrt aufgenommen und werde in die Breite gebracht. Großes Potential hätten ihrer Ansicht Funktionen wie der Medikationsplan. Das E-Rezept wurde bereits erfolgreich umgesetzt. Sie bemängelte allerdings die zahlreichen Insellösungen im Gesundheitswesen. „Uns fehlt ein Masterplan“, stellte Susanne Johna fest.
Ob andere gesundheitspolitische Großprojekte der Ampel wie die Krankenhausreform die gewünschten Effekte erziele, werde sich noch zeigen. Susanne Johna befürchtet unter anderem negative Effekte für die Weiterbildung von Ärzt:innen. Für die neue Regierung gebe es weiterhin genug zu tun: Eine Reform der Notfallversorgung sollte oberste Priorität haben.
Effizienz dank Digitalisierung
Dr. Martin Krasney, Mitglied des Vorstands im GKV-Spitzenverband, betonte, die Ampel habe viel auf den Weg gebracht. Er sieht die Digitalisierung als Treiber, um die vorhandenen Mittel effizienter einzusetzen. Er sprach sich für eine verpflichtende Anbindung an die ePA aus. Im Hinblick auf den europäischen Gesundheitsdatenraum müsse sich in Deutschland noch einiges bewegen. Insgesamt halte er eine sinnvolle Vereinheitlichung, wie sie bereits bei der Nutzenbewertung von Arzneimittel auf EU-Ebene praktiziert wird, für sinnvoll. Nationale Besonderheiten müssten jedoch berücksichtigt werden.
Laut Matthias Meierhofer, IT-Unternehmer und Vorstandsvorsitzender des bvitg, hätte das Gesundheits-Digitalagentur-Gesetz zu einer notwendigen Stärkung der Gematik geführt. Diese wäre wichtig, um digitale Prozesse sektorenübergreifend umzusetzen. Ein weiteres Thema, mit dem sich die neue Bundesregierung befassen müsse, sei die Finanzierung der IT. Krankenhäuser beispielsweise zahlten ihre digitale Infrastruktur aus den Betriebskosten, was ihnen keine langfristige Planbarkeit ermögliche. Von dem neuen Gesundheitsminister erhofft sich Matthias Meierhofer Kontinuität für die angestoßenen Digitalisierungsvorhaben.
Prof. Dr. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des Bundeverbands Managed Care, hätte sich von der scheidenden Regierung eine echte Strukturreform gewünscht. Diesbezüglich sieht er wenig neue Projekte im Koalitionsvertrag. Nach wie vor existiere eine „gläserne Decke“ für DIGAs. Die Vernetzung über Sektorengrenzen hinweg in einem überlasteten und unterfinanzierten System sei essentiell, um die Patienten zu entlasten. Die Digitalisierung ermögliche sowohl einen schnelleren Erstzugang als auch eine bessere Steuerung bei der weiterführenden Behandlung. Daher sollte die Gematik Teil der Daseinsvorsorge werden.