Seiteninhalt

Zur Übersicht

Die elektronische Patientenakte: Was jetzt passieren muss

Diskussionsrunde auf einer Bühne mit vier Personen, die in Sesseln sitzen und miteinander sprechen.

Panel zur elektronischen Patientenakte

Politik, Standesvertretung und Industrie teilten in einem Forum des bvitg ihre Einschätzungen dazu, an welchen Stellen noch nachgebessert werden muss und wann die ePA ihren vollständigen Mehrwert entfaltet.

Wer erleben möchte, wie die elektronische Patientenakte (ePA) bereits heute funktioniert, muss nach Hamburg fahren. Davon ist Tim Angerer überzeugt. Er ist Staatsrat in der Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration der Hansestadt. Sie gehört zu den Modellregionen in Deutschland, in denen die ePA bereits ausgerollt wurde. Tim Angerer betrachtet die Einführung vor allem als kulturelle Aufgabe. Patient:innen müssten Vertrauen gewinnen und die Vorteile spüren. Aktuell seien in Hamburg 84 Praxen angeschlossen. Nachholbedarf sieht der Politiker noch bei den Krankenhäusern. Er halte es für wichtig, die Gematik zu stärken und bei ihr die Verantwortung zu bündeln. Sie müsse die Richtung für die weiteren Schritte vorgeben.

Mehrwert durch Interaktion

Dr. Sibylle Steiner, Mitglied des KBV-Vorstands, ist überzeugt, dass sich die Erfolge der ePA dann wirklich entfalten, wenn auch andere Leistungserbringer in die Telematik-Infrastruktur eingebunden werden. Denn der nächste wichtige Schritt sei die Interaktion. Als echten Gamechanger betrachten die beteiligten Praxen in den Modellregionen unter anderem die elektronische Medikationsliste. Perspektivisch auch digitale Entlassungspapiere aus dem Krankenhaus zu empfangen, wäre ein weiterer wichtiger Schritt. Von einem „digitalen Leitzordner“ müsste sich die ePA zu einem Gefäß für strukturierten Daten entwickeln. Um Vertrauen und Akzeptanz zu gewinnen, sei es wichtig, den Praxen Zeit zu geben. Bei technischen Problemen mit den Abrechnungssystemen dürften ihnen keine Sanktionen drohen.

Industrie als Partner

Jens Naumann, Geschäftsführer von medatixx und Mitglied im bvitg-Vorstand, hält die Systeme für ausreichend ausgereift. Nun gelte es, die ePA in die Breite zu bringen und auch nicht-technische Fragen zu klären, zum Beispiel ob Praxen einzelne Dokumente aus der ePA lokal abspeichern dürften. Den regulatorischen Rahmen müsste der Gesetzgeber vorgeben. Mit ihrem Verständnis für Alltagsprozesse in den Praxen sei die Industrie ein wichtiger Partner in der Weiterentwicklung der ePA. Das Gros der Anbieter sei dafür bereit. Bis 2027 werden Patient:innen ihre Befunde nicht mehr analog herumtragen, sondern sie zentral in der ePA gespeichert wissen.

Davon ist auch Dr. Florian Fuhrmann überzeugt, Vorsitzender der Gematik-Geschäftsführung. Er sieht den Start dank einer guten Kommunikation zwischen allen Beteiligten sehr positiv. Eins der größten IT-Projekte Europas sei termingerecht gestartet und entwickle sich in die richtige Richtung. Den Mehrwert patientenzentrierten Datenversorgung werde sich mit der Anbindung von beispielsweise Laboren immer stärker erschließen.