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Der Mensch im Mittelpunkt
Wenn es um den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Medizin geht, hat Prof. Dr. med. Alena Buyx von der TUM eine klare Position: Diese Anwendungen dürfen die menschlichen Kompetenzen zwar erweitern, die ärztliche Deutungshoheit aber nicht ersetzen. Die Vorsitzende des Ethikrats setzt auf eine strenge Qualitätskontrolle und sieht diese durch die aktuelle Gesetzgebung auch gegeben. Eher müsse man sich Sorgen machen, in Deutschland wichtige Chancen zu verpassen.
Prof. Dr. Sylvia Thun, Direktorin der Core-Unit eHealth und Interoperabilität (CEI) an der Charité Berlin und des Berlin Institute of Health (BIH), unterstrich das Recht der Menschen auf Algorithmen, ob KI basiert oder nicht. Es ersetze allerdings nicht internationale Standards und sollte dazu dienen, Prozesse zu verbessern und das Wissen an die richtige Person zu bringen. Das heißt, nicht nur an Ärzte, auch an die Pflege, an Physiotherapeut:innen und nicht zuletzt an die Patient:innen. Wichtig seien internationale Gütesiegel für qualitativ hochwertige KI-Anwendungen.
Zugleich werfen die Anwendungen ethische Fragen auf, die jedoch auch abseits der Digitalisierung gestellt werden. Als Beispiel nannte Alena Buyx die Eigenverantwortung für Krankheiten wie Krebs durch falsche Ernährung oder Rauchen, die durch Gesundheitsapps getrackt werden könnten. Da viele Erkrankungen nach heutigem Wissen multifaktoriell seien und beispielsweise das Essverhalten oft im Kindesalter trainiert werde, sei es eine Grundsatzentscheidung, in einem solidarischen System Betroffenen die Hilfe aufzukündigen. Bereits 2017 riet der Ethikrat in einer Stellungnahme, eine solche Praxis den gesetzlichen Krankenkassen zu verbieten. Stattdessen sollten Anreize für gesundheitsförderndes Verhalten geschaffen werden.
Sylvia Thun forderte, digitale Lösungen stärker aus Patientensicht zu denken. Viele Leistungen wie die elektronische Patientenakte (ePa) seien aus Perspektive der Krankenkassen aus der Taufe gehoben worden. Von den Ministerien vorgegebene Rahmenbedingungen sollten die Bedingungen schaffen für bürgerorientierte Leistungen. Die Interoperabilität müsse sichergestellt und Expert:innen in politische Prozesse einbezogen werden.
Alena Buyx befürchtet ein Unlearning digitaler Angebote, die sich in der Pandemie bereits etabliert hatten. Sie ermuntert dazu, den Spielraum, den die rechtlichen Rahmenbedingungen geben, auszunutzen. Jeder sei in seinem Bereich dazu aufgerufen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Jetzt sei ein guter Moment, damit anzufangen.