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Ambulante digitale Anwendungen, die echten Nutzen bringen

Portrait von Jens Naumann

Jens Naumann, Geschäftsführer von medatixx.

Ob eRezept, Terminbuchung oder Workflow-Unterstützung: Digitale Anwendungen setzen sich in der Medizin nur dann durch, wenn sie effizient und nützlich für die Anwenderinnen und Anwender sind. Wie das geht, zeigt medatixx, ein führender Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen in der ambulanten Versorgung. Geschäftsführer Jens Naumann rückt bei der DMEA 2024 die Arzt-Patienten-Kommunikation in den Fokus – aber nicht nur.

Wir schreiben das Jahr 2024, das Internet gibt es seit drei Jahrzehnten: Kann ich als Patient oder Patientin im deutschen Gesundheitswesen mittlerweile digital mit meiner Arztpraxis kommunizieren?

Wenn wir ehrlich sind: Noch nicht mit jeder, aber das ändert sich rapide. Als medatixx werden wir die digitale Arzt-Patienten-Kommunikation bei der diesjährigen DMEA zu einem großen Thema machen. Wir sehen, dass das den Kundinnen und Kunden auf den Nägeln brennt. Lösungen für die Online-Terminbuchung, beispielsweise unser x.webtermin, werden stark nachgefragt. Aber es geht nicht nur um Termine. Nötig ist ein sicherer Kommunikationskanal, den die Arztpraxis bei Bedarf nutzen kann. Im Rahmen der Telematikinfrastruktur (TI) ist eine solche Lösung unter dem Namen TI-Messenger oder „TIM 2.0“ in Planung, aber das geht uns zu langsam. Wir haben deswegen schon vor einigen Jahren mit unserer Kommunikationslösung x.patient vorgelegt. Darauf setzen wir jetzt auf und stellen bei der DMEA 2024 den Nachfolger vor.

Wie wird diese neue Lösung genau aussehen?

Wir kooperieren bei dem Thema digitale Arzt-Patienten-Kommunikation zukünftig mit gesund.de. Das ist eigentlich eine Apotheken-App für Rezeptbestellungen und die allgemeine Kommunikation zwischen Patienten und Apotheken. Diese bereits breit im Markt etablierte Anwendung binden wir als Patientenkommunikations-App an unsere Praxissoftwarelösungen an. Sie fungiert dann wie ein gesicherter Kommunikationskanal, über den Termine vereinbart, Erinnerungen verschickt, Rezepte angefordert oder Chats abgewickelt werden können. Wir nehmen gewissermaßen das vorweg, was mit TIM 2.0 in den nächsten Jahren kommen soll. Und wenn TIM 2.0 dann als TI-Anwendung kommt, werden wir unsere Lösung entsprechend umbauen und TIM-konform gestalten.

Eine Neuerung in der ambulanten Versorgung ist das eRezept. Klappt das bei medatixx?

Das eRezept ist wohl eine der am meisten geschulten und pilotierten Anwendungen in der Geschichte der deutschen Gesundheits-IT. Die Umsetzung in der Praxis-IT macht überhaupt keine Probleme; unsere Kunden können nach entsprechender Vorbereitung flüssig und schnell eRezepte erstellen. Es gab Anfang des Jahres an der einen oder anderen Stelle Ruckeleien, aber das betraf vor allem zentrale Dienste, oder es handelte sich um anfängliche Verständnisprobleme auf Patientenseite. Wir sind ansonsten zufrieden; dennoch gibt es kontinuierlichen Weiterentwicklungsbedarf, den wir gern leisten. Das Versenden des eRezepts per KIM-Dienst in die Apotheke ist ein Thema, das für die Heimversorgung und für Zytostatika-Verordnungen wichtig ist. Und dann sollen ja bald auch BtM-Rezepte, T-Rezepte und Heil- und Hilfsmittelverordnungen digitalisiert werden. Das ganz große Thema bei uns wird 2024 aber die Umsetzung der elektronischen Patientenakte (ePA) sein.

Was steht da genau an?

Vor allem müssen und werden wir als Praxis-IT-Hersteller eine komfortable und performante Einbindung der ePA in all unsere Praxissoftwarelösungen sicherstellen. Den Anfang macht der digital gestützte Medikationsprozess. Unser Anspruch ist es, diesen so niedrigschwellig und berührungslos wie nur möglich für unsere Kundinnen und Kunden umzusetzen. Das können wir dann aber erst bei der DMEA 2025 zeigen; derzeit erarbeiten die gematik und die KBV mit Begleitung durch die Industrie die Spezifikationen. Begleitet wird die Einführung der ePA von uns wieder durch umfangreiche Schulungs- und Informationsangebote auf unseren beiden Onlineplattformen dip und medatixx-akademie. Hier orientieren wir uns an den von unseren Praxen stark frequentierten eRezept-Qualifikationsangeboten. Außerdem zeigen wir natürlich ein ganzes Spektrum an IT-Lösungen, die ohnehin stark nachgefragt werden, wie Videosprechstunde, Online-Terminvereinbarung, digitale Dokumentenarchivierung und diverse Tools für die Workflowunterstützung. Letzteres insbesondere in MVZ, wo sehr viele Einrichtungen in Deutschland auf unsere MVZ-Lösung x.vianova setzen.

Alle Welt redet über künstliche Intelligenz, oder „KI“. Tut medatixx das auch?

Wir wollen bei der DMEA darüber reden, ja, konkret über KI-basierte Entscheidungsunterstützungs-Systeme. In diesem Bereich pilotieren wir derzeit einige Anwendungen, bei denen anonymisierte Patientendatensätze von validierten Algorithmen gescannt werden, die dann Diagnosewahrscheinlichkeiten oder auch Therapieempfehlungen liefern. Wir sind dabei mit dem breiten Rollout noch etwas zurückhaltend, weil es noch einige offene Fragen gibt, weniger technischer als viel mehr regulatorischer Natur. Unabhängig davon sind wir jedoch stark daran interessiert, zu erfahren, was unsere Kundschaft von diesen Pilotanwendungen prinzipiell hält. Aus unserer Sicht könnte es zu Beginn gerade in MVZ spannende Einsatzszenarien geben.

Ein abschließendes Wort zur Digitalpolitik der Bundesregierung?

Vielschichtig. Wir begrüßen das Digital-Gesetz und darin vor allem den Neustart bei der ePA, der endlich einen spürbaren Nutzen der Digitalisierung für unsere Kundinnen und Kunden erwarten lässt. Prinzipiell erwarten wir uns auch positive Impulse für tatsächliche Interoperabilität von dem neuen Kompetenzzentrum Interoperabilität im Gesundheitswesen (KIG). Dass da auf den letzten Metern noch ein Recht der zukünftig vollends staatlichen Organisation gematik auf die Entwicklung von Software auch im Wettbewerb zu Marktangeboten ins Gesetz gelangte, finden wir unglücklich, dies kann die Zusammenarbeit zwischen Industrie und gematik erschweren. Grundsätzlich jedoch braucht das deutsche Gesundheitswesen dringend eine Instanz, die wirklich bindende Festlegungen bei Standards trifft – und durchsetzt. Wir möchten und werden da selbst aktiv mitarbeiten, zum Beispiel bei den sehr wichtigen Laborstandards. Von dem noch ausstehenden gematik-Gesetz erhoffen wir uns klare Verantwortlichkeiten und transparente Governance-Strukturen bei der Digitalisierung, die innerhalb der regulatorischen Vorgaben weiterhin einen freien Markt von wettbewerblich agierenden Unternehmen ermöglichen.