24 Fragen in 45 Minuten

Der heiße Stuhl auf der DMEA ist ein beliebtes Forum. Entsprechend voll wurde es in Box 1, wo Zuhörer:innen in Trauben in den Eingängen standen und teils auf dem Boden Platz nahmen. Zu Gast in diesem Jahr: Dr. Susanne Ozegowski, die seit April 2022 die Abteilung „Digitalisierung und Innovation“ im Bundesministerium für Gesundheit leitet. Das Format ist schnell und effizient: Jede und jeder im Publikum darf eine Frage stellen und hat dafür 30 Sekunden Zeit. Für die Antwort bleiben jeweils 90 Sekunden. So kommt dann einiges zusammen – 24 Fragen in einer Dreiviertelstunde, und die Bandbreite war enorm.

Los ging es damit, wann denn der schon vor Wochen von Minister Karl Lauterbach angekündigte Referentenentwurf zur Digitalstrategie komme. Da gebe es kein konkretes Datum, sagte Ozegowski. „Die Entwürfe liegen in der Schublade.“ Derzeit liefen interne Abstimmung, sie sei zuversichtlich, dass die Veröffentlichung nun tatsächlich „in Kürze“ komme.

Forschungsdatenzentrum wichtiger Bestandteil des Gesundheitsdatennutzungsgesetzes

Viele andere Projekte sind hingegen schon klar umrissen. Zum Beispiel das geplante Forschungsdatenzentrum. Es werde ein ganz wichtiger Bestandteil des Gesundheitsdatennutzungsgesetzes sein, „dass wir endlich eine Datenstruktur aufbauen“, erläuterte Ozegowski. Im deutschen Gesundheitswesen gebe es viele Daten, die jedoch auf viele Silos verteilt sind und auf die Forschung nicht zugreifen könne. Im ersten Schritt sollten die Abrechnungsdaten der Krankenkassen ins Forschungsdatenzentrum einfließen, ebenso die Daten aus der elektronischen Patientenakte (ePA), und es solle möglich werden, diese Daten mit anderen Datenpools zu verlinken.

Digitale GesundheitsID löst al.vi ab

Und wie stehe es um den Datenschutz, wenn das al.vi (Alternative Versichertenidentität) abgeschafft werde, fragte ein anderer Zuschauer. Das al.vi werde abgelöst durch die digitale GesundheitsID, die die Krankenkassen derzeit vorbereiten, so Ozegowski. Ab Januar 2024 gebe es damit für die Versicherten einen „niedrigschwelligen und nutzerfreundlichen Weg“ zu e-Rezept und DiGas (Digitale Gesundheitsanwendungen), ohne „mit 50 verschiedenen Passwörtern“ umgehen zu müssen.

Apropos E-Rezept, das ab 2024 verbindlich werden soll: Wie wolle das Ministerium denn die Versicherten darüber aufklären? Das Ministerium werde über Öffentlichkeitsarbeit aufklären, da für große Kampagnen kein Budget vorhanden sei, entgegnete Ozegowski. Sie sehe aber ohnehin die Ärzteschaft in der Pflicht, der auch bereits Informationsmaterial zur Verfügung stehe.

Und so ging es weiter von der Werbung für die ePA (erst wenn es konkret wird) über Patientenmitsprache in der umstrukturierten gematik (ja, bleibt) bis hin zur Frage, ob nicht Versorgungsstrategien in die Digitalstrategie aufgenommen werden sollten (sinnvoll, aber sehr umkämpft, deshalb erst mal loslegen). Das Publikum war mit den Antworten zufrieden: 95 Prozent befanden per Online-Umfrage, Dr. Susanne Ozegowski habe den heißen Stuhl überstanden.