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„Kein digitaler Fortschritt mit ‚Mini-Infrastruktürchen‘"
Technologie, um gesund zu bleiben oder schneller wieder gesund zu werden: Das ist das Credo der Telekom bei der DMEA 2025. Künstliche Intelligenz hat dabei einen immer größeren Stellenwert, sagt Gottfried Ludewig, Chef der globalen T-Systems Gesundheitssparte. Allerdings muss Europa signifikant gegensteuern, um den Anschluss an die USA und die Welt wiederherzustellen.
Wie bringt die Telekom mit KI das Gesundheitswesen voran?
KI macht dann einen Unterschied, wenn Menschen konkret entlastet und Prozesse deutlich beschleunigt werden. Bei der DMEA 2025 machen wir genau das anfassbar, zum Beispiel in Form einer mobilen Patientenakte für Krankenhäuser, mit der Wunden KI-gestützt vermessen werden können – inklusive automatisierter Wunddokumentation. Wir werden auch zeigen, wie sich Prozesse bei Krankenkassen komplett digitalisieren lassen – zum Beispiel handschriftlich eingehende Widersprüche, bei denen Antwortschreiben mittels KI vollautomatisiert Ende-zu-Ende erstellt werden. Das sind Technologien, die im Alltag einen Unterschied machen und die Patientinnen und Patienten, Ärzteschaft, Pflegekräften, Verwaltungsmitarbeitenden in Klinken und bei den Kassen echte Vorteile bringen.
Eine neue Bundesregierung steht in den Startlöchern: Was muss politisch passieren, damit der KI-Turbo im Gesundheitswesen auch wirklich zündet?
Wir brauchen eine viel bessere IT-Infrastruktur. In den Kellern der Kliniken und auch an anderer Stelle sind wir noch zu oft in den 1990er-Jahren stehengeblieben. Eine leistungsfähige Infrastruktur ist das Rückgrat von KI. Dazu gehören auch Cloud-Infrastrukturen. Politisch brauchen wir ein Krankenhauszukunftsgesetz 2.0, damit wir mindestens die großen Kliniken in die Lage versetzen, moderne, KI-gestützte Medizin anbieten zu können. Die wichtigste Lehre aus der ersten KHZG-Förderung ist, die IT-Infrastruktur zu modernisieren. Ohne leistungsstarke Infrastruktur keine moderne Versorgung für Patientinnen und Patienten.
Die Umsetzung der Krankenhausreform wird eines der großen gesundheitspolitischen Themen der neuen Legislatur. Warum gelingt das nur mit Digitalisierung?
Weil wir in Zeiten des demographischen Wandels gar nicht das Personal haben, um es ohne Digitalisierung machen zu können. Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte sitzen heute Stunden vor dem Computer und dokumentieren vor sich hin. Diese enorme Verschwendung von hoch ausgebildeten Fachkräften muss ein Ende finden. Zudem geht moderne, personalisierte Medizin nur digital. Alles andere ist maximal ineffizient und Medizin von gestern.
Auf Patientenseite soll die elektronische Patientenakte (ePA) die Bürgerinnen und Bürger fit für das digitale Gesundheitswesen machen. Wie sehen Sie die Rolle der ePA?
Die ePA ist ein guter Datentresor. Die Kunst ist es, diese Daten auch in der Versorgung und in der Prävention zu nutzen. Anwendungsbeispiele in Sachen Prävention werden wir bei der DMEA zeigen. Am Ende wird der Erfolg der ePA außerdem maßgeblich davon abhängen, wie gut nutzbar sie ist. Hier schafft die Telekom mit ihren Digitalen Identitäten eine wichtige Grundlage. Es macht einen Riesenunterschied, ob ich ständig eine Versichertenkarte ans Smartphone halten und eine PIN eingeben muss, oder ob ich die ePA dank digitaler Identität sicher und einfach biometrisch nutzen kann. Ich halte das für einen der entscheidenden Erfolgsfaktoren: Wenn ich mich nicht einerseits sicher, andererseits bequem authentifizieren kann, werde ich digitale Anwendungen nicht nutzen. Wir zeigen auf der DMEA mit dem TI-Messenger und anderen Angeboten wie einfach, digitale Anwendungen sein können.
Themenwechsel: Forschung. Politisch wurde einiges getan, um die medizinische Forschung voranzubringen. Was tut die Telekom?
Alles, was die Nutzung von Gesundheitsdaten fördert, hilft am Ende auch der Forschung. Das ist die Kernmotivation, uns bei diesem Thema zu engagieren. Wir tun das unter anderem mit einer Software, die klinische Studien unterstützt – in Phase 1 und perspektivisch auch in Phase 2. Dabei kommt es auf einfache und sichere Datenerfassung und Datenverknüpfung an. Zugrunde liegt dem eine Datenraumtechnologie, die wir auch in der Automobilindustrie erfolgreich einsetzen. Wenn die digital gestützte medizinische Forschung in Deutschland abheben soll, müssen wir aber auch politisch weitergehen. Ein paar Schritte in die richtige Richtung reichen nicht.
Was sind bei der medizinischen Forschung Ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung?
Auch hier: Infrastrukturen. Die neue US-Regierung steckt hunderte Milliarden Dollar in KI-Infrastrukturen, und bei uns baut jedes Forschungsprojekt mit Fördermitteln sein eigenes ‚Infrastruktürchen‘ auf. Wie kann das sein? Das ist wissenschaftlich nicht zielführend, und Deutschland kann sich das auch finanziell nicht mehr leisten. Hier müssten die zuständigen Ministerien Hand in Hand gehen. Das heißt nicht, dass wir alles mit einer einzigen Infrastruktur machen sollten. Aber die Infrastrukturen für Forschung und Versorgung müssen miteinander kompatibel sein. Das würde nicht zuletzt der KI-Forschung helfen. Wir müssen viel größer denken, um schneller zu Erkenntnissen zu kommen und die Daten besser nutzen zu können. Die Welt wartet definitiv nicht auf uns. Es geht dabei um grundsätzliche strukturelle Fragen, die beantwortet werden müssen. Als Telekom stehen wir jederzeit bereit, dabei zu unterstützen.
IT-Nachwuchs ist dünn gesät, auch in der Gesundheits-IT. Warum sollten junge Leute, die eine IT-Karriere machen wollen, bei der DMEA zu Ihnen an den Stand kommen?
Weil unsere Arbeit jeden Tag einen Unterschied macht und wir demonstrieren, wie das aussieht. Für alle Menschen, Krankenhäuser, Krankenkassen und Versicherungen und viele mehr. Wir zeigen, wie Technologie helfen kann, gesund zu bleiben oder schneller wieder gesund zu werden. Die Telekom ist nicht nur ein globales Unternehmen, das überall auf der Welt Endgeräte und Datenflüsse verknüpft, sondern sie ist die wertvollste Marke Europas. Wir setzen Hightech um und helfen Firmen weltweit, modernste Technologien in Bestandssystemen Ende-zu-Ende zu integriert, damit diese reibungslos funktionieren. Kurz und gut: wer weniger PowerPoint, sondern richtigen Impact für eine bessere, digital unterstützte Gesundheit erleben möchte, ist an unserem Stand genau richtig.