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Themendossier: Role Model Skandinavien? Warum Dänemark und Finnland in Sachen Digital Health Vorreiter sind

Mit Finnland, Schweden und Dänemark belegen die skandinavischen Länder im europäischen Vergleich die Spitzenplätze in Sachen Digitalisierung. Das belegt der Digitalindex der Europäischen Union „DESI“. Neben Aspekten wie Netzqualität und Digitalkompentenz der Bevölkerung werden dabei auch digitale Bürgerdienste wie eHealth bewertet. Hier können die Nachbarn aus dem Norden punkten: Nach EU-Angaben haben rund 50 Prozent der finnischen Bevölkerung und 42 Prozent der Däninnen und Dänen bereits eHealth-Services wie Telesprechstunden genutzt. Zum Vergleich: Deutschland liegt auf dem vorletzten Platz mit unter 10 Prozent.

Das eRezept wird in Schweden, Finnland und Dänemark nahezu flächendeckend eingesetzt. Beim Austausch von Gesundheitsdaten belegt Dänemark den Spitzenplatz. Grund dafür ist u.a. das nationale Gesundheitsinformationsportal sundhed.dk und die Datenbank Shared Medication Record (SMR). Sundhed.dk ist die Schnittstelle für alle Digital-Health-Anwendungen. Sie beinhaltet alle Kontakte eines Patienten mit dem öffentlichen Gesundheitswesen inklusive aller Diagnosen, Behandlungen, Operationen, Medikationspläne und Laborwerte. Die SMR ist eine Datenbank mit allen Medikamentenverschreibungen. Sie gibt Auskunft über die aktuellen Medikationen eines Patienten und dessen Impfstatus.

Den Patienten im Blick – Digital Health in Dänemark

Ob Krankenhaus, Zahnarztpraxis, Labor oder Apotheke – alle Akteure des Gesundheitssystems können auf die Daten in Echtzeit zugreifen. So lassen sich Doppeluntersuchungen vermeiden, Prozesse effizienter gestalten und Medikationsfehler vermeiden. Ist ein Patient nach einem Unfall beispielsweise nicht ansprechbar, können die Sanitäter im Rettungswagen schon anhand der Patientendaten erkennen, ob der Patient Allergien gegen bestimmte Medikamente hat, erläutert Dr. Nadja Kronenberger, Senior Consultant bei Healthcare Denmark.

„In Deutschland werden die Probleme und Risiken der Digitalisierung zu einseitig thematisiert. Aber die Vorteile überwiegen ganz klar – vor allem auch für die Patientinnen und Patienten“, so Dr. Nadja Kronenberger. Statt an der Anmeldung zu warten und Formulare auszufüllen, erfolgt in Dänemark die Aufnahme im Krankenhaus per Scan der Gesundheitskarte. Auch für die telemedizinische Versorgung wird die entsprechende Infrastruktur aufgebaut. Hier gebe es beispielsweise ein erfolgreiches Pilotprojekt für COPD-Patientinnen und Patienten im eher dünn besiedelten Norden des Landes.

Finnland – Pionier in Sachen Gesundheitsdaten

Als eines der ersten Länder hat Finnland die seit den 1960er Jahren gesammelten nationalen Gesundheitsdaten digitalisiert. Die Daten aus der Biobank gehen sogar bis in die 1920er Jahre zurück. Diese umfangreichen medizinischen und sozialen Daten kommen sowohl der Forschung zugute als auch der Entwicklung von Innovationen beispielsweise im Bereich der Prävention, personalisierten Medizin und der Entwicklung von neuen Therapien. Dabei werden strenge Datenschutzrichtlinien zugrunde gelegt, erläutert Antti Piirainen,
Head of Communications bei Findata – Health and Social Data Permit Authority. Findatas Aufgabe ist es, die sozialen und medizinischen Daten zu verwalten. Sie ermöglichen Universitäten, Pharma- und Health-Tech-Unternehmen genauso wie öffentlichen Einrichtungen im Bereich Gesundheit und Soziales den Zugriff auf anonymisierte medizinische Daten beispielsweise für Forschungszwecke oder zum Erstellen von Statistiken. Das Ziel dabei: mithilfe einer breiten Datenbasis wirksame und innovative Medikamente und Behandlungsmethoden entwickeln und so langfristig das Gesundheitssystem zum Wohl der Patientinnen und Patienten und der Mitarbeiterschaft im Gesundheitswesen verbessern.