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Die ePA zum Fliegen bringen

Die elektronische Patientenakte soll der Schlüssel zur sektorenübergreifenden Versorgung werden. Doch noch zögern Patienten genauso wie Ärzte mit der Anwendung.

Ernüchtert blickten die Software-Hersteller am ersten DMEA-Tag auf die Zukunft der elektronischen Patientenakte (ePA). Nicht einmal ein Prozent der Versicherten in Deutschland hätten bislang eine ePA und gerade drei Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte nutzten sie. Jeden Tag kämen im Durchschnitt 958 Akten hinzu, rechnete Carsten Fehlen von der CGM Deutschland AG vor. Gehe es in diesem Tempo weiter, sei der Rollout dann in 237 Jahren abgeschlossen, ergänzte er süffisant und forderte eine Kehrtwende.

Derzeit sei der Zugang zur ePA für Patienten „mit einem nicht gerade barrierefreiem Opt-in“ viel zu kompliziert und die Nutzung für Ärztinnen und Ärzte nicht rechtssicher, erklärte Fehlen. Die Hersteller wiederum seien gezwungen, „immer neue Spezifikationen umzusetzen“, statt die ePA nutzerfreundlich und innovativ auszugestalten. Dabei sei die ePA ja durchaus sinnvoll, weil Patienten ihre Gesundheitsdaten von Arzt zu Arzt tragen könnten: „Dafür ist die ePa jetzt schon gut, wenn man sie einmal richtig machen würde.“ Hier müssten sich das Bundesgesundheitsministerium, Gematik und Hersteller gemeinsam an den Tisch setzen, um die Ziele neu zu justieren.

Der Nutzen steigt mit der Zahl der Anwender

Zu einem ähnlichen Schluss kommt Dr. Dominik Bindl, Projektleiter Digitalisierung in der Praxis bei der medatixx GmbH, einem Anbieter von Praxissoftware. Mit der elektronischen Patientenakte gebe es zum ersten Mal die Chance, alle relevanten medizinischen Informationen eines Patienten an einem Ort zu sammeln und Ärzten verfügbar zu machen. Auf dieser Basis könnten Ärzte einen schnellen Überblick über Medikationen, Therapien und Komorbitäten bekommen, wesentlich gezieltere Entscheidungen treffen und sektorenübergreifend leichter miteinander kommunizieren, sagte Bindl. Allerdings verhindere die niedrige Nutzungsrate durch Ärzte und Patienten, dass die ePA tatsächlich „ins Fliegen“ komme.

„Die ePA kann ihr volles Potenzial nur entfalten, wenn man sie auch nutzt“, sagte Bindl. Derzeit seien die Vorteile für die Praxen aber nicht erfahrbar, was wiederum die Nutzungsrate niedrig halte. „Wir kommen in eine Spirale, aus der wir dringend ausbrechen müssen“, warnte Bindl. Die ePA müsse wieder in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion kommen, Information und Aufklärung über ihren Nutzen müssten viel konsequenter vorangetrieben werden. Denn laut einer Umfrage wüssten nur 22 Prozent der Versicherten, was die elektronische Patientenakte sei – aber sobald sie darüber mehr wüssten, würden etwa 80 Prozent sie nutzen.

Usability ist das A und O

Die Usability von digitalen Anwendungen sei „absolut ins Zentrum gerückt, sagte Jill Hemmerich von der BITMARCK Holding GmbH, die Softwarelösungen für Krankenkassen entwickelt, darunter das GesundheitsCockpit (GeCo) für den Dialog zwischen Krankenkassen und ihren Mitgliedern. „Wir achten bei Apps darauf, die Bedürfnisse des Nutzers in den Vordergrund zu stellen.“ Und nicht nur für die Versicherten, auch für die Versicherer entstünden riesige Chancen, wie ihr Kollege Dominik Brandenburg ergänzte. Dank ePA und anderen digitalen Anwendungen stünden immer mehr Daten für ein „Data driven Business“ zur Verfügung – für eine individuelle Versorgungssteuerung und eine maßgeschneiderte Patientenversorgung.

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