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„Ich träume von einer Versorgung, in der Patienten gar nie erst Patienten werden“
Künstliche Intelligenz ist nach wie vor eines der Top-Themen, wenn es um die Digitalisierung geht. Simon Koller hat in seiner Bachelorarbeit auch auf KI gesetzt und sich damit den DMEA Nachwuchspreis in der Kategorie Bachelorarbeiten gesichert. Zusammen mit der Universitätsklinik Bern hat er ein Machine-Learning-Modell entwickelt, das Muskelsignale nach einer elektrischen Hirnstimulation analysiert. Das Problem bei Hirntumoroperationen sei laut Simon, dass Tumor- und gesundes Nervengewebe nur schwer zu unterscheiden sei.
Das Modell kann nun erkennen, ob ein Schaden im gesunden Nervengewebe entstanden ist: „Es fungiert als Frühwarnsystem für Chirurgen während des Eingriffs, um weitere Schäden zu vermeiden oder sie sogar rückgängig zu machen“, sagt Simon.
Nach dem Gewinn des DMEA Nachwuchspreises hat er die Ergebnisse zusammen mit dem Inselspital Bern in einer wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht, „um die Forschung einem breiteren Fachpublikum zugänglich zu machen.“ Neben dem DMEA Nachwuchspreis hat er für die tolle Arbeit auch den "Prix d'excellence" vom Spitalzentrum Biel verliehen bekommen und ist damit gleich doppelt ausgezeichnet.
Vom DMEA Nachwuchspreis zum Startup Gründer?
Noch wichtiger als die beiden Auszeichnungen sind aber all die neuen Kontakte und Möglichkeiten, die sich nach dem DMEA Nachwuchspreis für Simon ergeben haben: „Besonders interessant fand ich die Kontaktaufnahme einer Stiftung, die Interesse daran zeigte, meine Arbeit als Startup zu unterstützen. Diese Möglichkeit finde ich spannend. Es wäre eine Chance, meine Forschung in die Praxis umzusetzen und gleichzeitig meine unternehmerischen Ideen zu verwirklichen.“ Ob Simon das Angebot annimmt, hat er noch nicht entschieden.
Erstmal hat er das Preisgeld vom DMEA Nachwuchspreis in einen neuen Laptop investiert, der dringend nötig war: „Beim Training meiner KI-Modelle für die Bachelorarbeit ist mein alter Laptop regelmäßig so heiß geworden, dass er fast zu kochen anfing. Damals lebte ich in einem Zelt auf einem Campingplatz, der heiße Laptop war praktisch meine Heizung über Nacht.“ Der neue Laptop kann jetzt leider nicht mehr als Heizung eingesetzt werden. Das Gerät ist speziell für KI-Modelltraining ausgelegt und hilft Simon nun dabei, das Modell seiner Bachelorarbeit zu optimieren und weitere Ideen auszutüfteln.
Hobby zum Beruf machen
Ursprünglich hat Simon eine Lehre als Orthopädietechniker gemacht. In seiner Freizeit hat er dann Webseiten programmiert oder Spiele umprogrammiert, um immer zu gewinnen. Bei der Arbeit mit elektronischen Orthesen und Prothesengelenken hat ihn immer besonders der technische Aspekt interessiert und so hat sich Simon entschlossen noch das Studium als Medizininformatiker dranzuhängen: „Gleichzeitig habe ich viele Personen behandelt, deren Krankheit in erster Linie vermeidbar gewesen wäre. Ich sah die Chance, durch digitale Lösungen Krankheiten frühzeitig zu erkennen oder sogar zu verhindern, bevor orthopädietechnische Hilfsmittel notwendig werden.“ So ist auch Simons Zukunftsvision zu erklären: „Langfristig träume ich davon, die medizinische Versorgung so zu verbessern, dass Patienten im besten Fall gar nie Patienten werden und nicht auf Reha angewiesen sind. Das ist natürlich ein hochgestecktes Ziel, aber ich glaube, mit der Kombination aus Orthopädietechnik und Medizininformatik kann ich da gut etwas bewirken.“
Nach dem Studium ging Simons bewegte Reise weiter – vom Zivildienst als Wanderwegebauer zur Uni, um dort ein Exoskelett zu programmieren mit dessen Hilfe gelähmte Menschen wieder laufen können auf Reisen nach Indien und Argentinien jetzt schließlich zurück an die Fachhochschule OST in der Schweiz, um das Exoskelett „enhanced Hybrid“ weiterzuentwickeln.
DMEA Nachwuchspreis als Sprungbrett
Der DMEA Nachwuchspreis wurde für Simon also zu einem Sprungbrett – wie die Reise für ihn weitergeht, ist noch unklar, Simon empfiehlt aber allen Absolvent:innen die Chancen, die der Nachwuchspreis bietet zu nutzen: „Es lohnt sich mitzumachen! Selbst wenn man nicht gewinnt, ist die DMEA eine super Gelegenheit, um jede Menge tolle Leute kennenzulernen. Die Stimmung dort ist jedes Jahr einfach toll. Zudem lohnt es sich, Zeit in ein verständliches und fesselndes Bewerbungsvideo zu stecken, das alle Bewertungskriterien der Jury enthält. Eine gute Vorbereitung erhöht die Chancen.“
Schonmal vormerken: Anmeldestart für den DMEA Nachwuchspreis 2025 ist im Oktober. Alle Infos: /www.dmea.de/de/nachwuchs/nachwuchspreis/